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Konzertprogramme der Gründungszeit

Der Chor ist von Anfang an den großen Werken der Oratorienliteratur verpflichtet. Betrachtet man sich die Programme der ersten Jahrzehnte, so staunt man, wie breit und anspruchsvoll das Repertoire damals war. Kaum ein halbes Jahr nach der Gründung, im Februar 1946, dirigiert Willi Schramm Beethovens »Chor-Phantasie« und »Meeresstille und glückliche Fahrt«. Im Mai folgen Haydns »Jahreszeiten« und im Dezember Bachs Weihnachtsoratorium. Im folgenden Jahr wählt Hans Richter-Haaser Beethovens IX. Symphonie, außerdem das »Schicksalslied« (Juli 1947) und das »Deutsche Requiem« (März 1948) von Johannes Brahms. Während der Ära von Kurt Thomas sind drei oder sogar vier umfangreiche Werke pro Jahr keine Seltenheit – so z. B. 1949: Haydns »Schöpfung« im Februar, Beethovens IX. Symphonie im April, Mozarts Requiem im November und Bachs »Weihnachtsoratorium« im Dezember.

Auffällig ist auch, wie kurzfristig die Programme geplant werden. So beschließt der Chorvorstand am 7. März 1949, Beethovens IX. Symphonie nicht – wie ursprünglich geplant – zu Ostern, sondern »erst am 24. April oder 1. Mai« aufzuführen und dafür (keine zwei Monate vorm Aufführungstermin!) in Verhandlungen mit dem Pyrmonter Orchester einzutreten. Die ersten Planungen für das Bachjahr 1950 finden am 30.04.1949 statt: »Da 1950 das Bach-Jahr ist, soll mit den Choraufführungen darauf Rücksicht genommen werden«, heißt es im Protokoll der Vorstandssitzung. Dabei entsteht erneut ein höchst ambitioniertes Programm: Als Auftakt soll im Advent 1949 das Weihnachtsoratorium aufgeführt werden, dann im März 1950 die Matthäuspassion, und: »Evtl. soll im Mai als Abschluß die Johannespassion vom gem. Chor gesungen werden. Vielleicht dazu vorher auch noch Motetten u. Kantaten von Bach«. Nach diesem dichten Programm wird für Dezember erneut Bachs »Weihnachtsoratorium« ins Auge gefasst – und kurz danach, für Februar 1951, Beethovens »Missa solemnis«. Das allerdings ist dann sogar für den Oratorienchor zu viel. Im Oktober 1950 beschließt der Vorstand, die Aufführungen des Weihnachtsoratoriums und der »Missa solemnis« sowie eines vom Verein außerdem organisierten veranstalteten Liederabends abzusagen, »da sich die Veranstaltungen zu sehr häufen«. Jedoch wird im Februar 1951 mit Arthur Honeggers »König David« erstmals ein großes zeitgenössisches Werk einzustudieren, das im Programm durch die vom Chor der Musikakademie gesungene »Psalmensymphonie« von Strawinsky ergänzt werden soll. Dieses anspruchsvolle Programm wird bereits im Juli in einem Konzert in der Detmolder Christuskirche aufgeführt.