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Die Reise in die Niederlande, Belgien und Frankreich 1952 sowie Dresden 1955

Die Reise von 1952 ist in einem Privatdruck dokumentiert, der, liebevoll gebunden, an die Chormitglieder verteilt wurde. Er enthält das gesamte Reiseprogramm mit Bildern und Kurzbiografien der Mitwirkenden und den Texten der gesungenen Werke, alles zweisprachig auf Französisch und Deutsch. Weiterhin werden zahlreiche Auszüge aus Zeitungskritiken abgedruckt, aus der jeweiligen Originalsprache ins Deutsche übersetzt. Aus dem gesamten Konvolut spricht der Stolz auf diesen ersten großen internationalen Erfolg des Chores und der Musikakademie.



Die Resonanz auf die Konzerte in den ausländischen Zeitungen

Die zahlreichen Kritiken betonen immer wieder ihr Erstaunen darüber, dass eine so kleine Stadt wie Detmold so herausragende musikalische Leistungen zu vollbringen in der Lage sei.

"Die Musiker und Sänger des Prof. Thomas geben immer ein schönes Beispiel von Wissen und Selbstbewusstsein, und man kann nicht müde werden, die Hochschule einer so kleinen Stadt wie Deutschlands, die fast unbekannt ist, zu bewundern, wie sie fähig ist, ein so großes Ensemble (233 Ausführende) zur Verfügung zu stellen und gleichzeitig von einer solchen Qualität." (Paris, November 1952, Maurice George)

"Die Hauptstadt des ehemaligen Fürstentums Lippe, Detmold, ist nur eine kleine Stadt, aber sie spielt im Musikleben eine große Rolle. Dies verdankt sie ihrer Musik-Akademie, die eine der bedeutendsten Hochschulen Europas ist.  Wir haben uns von der Qualität ihres Orchesters und der Güte des Städt. Chors überzeugen können durch die Konzerte dieser beiden Vereinigungen unter der Stabführung von Kurt Thomas im Palais Chaillot. […] Der Majestät des Werkes [Händels 'Israel in Ägypten'] sind die Detmolder Sing-Akademie und das Orchester wohl gerecht geworden. Man spendete diesen bemerkenswerten Gruppen sowohl, wie den Solisten (Gunhild Weber, Lore Fischer, J. v. Kesteren, B. Müller und H. Schey) und dem Dirigenten Kurt Thomas großen Beifall." (Le Monde Paris 05.11.1952, René Dumesnil)

"Am Sonntagabend bot das Podium des Tiergartensaales einen festlichen Anblick: ein Chor von ein paar hundert Leuten, alles junge, enthusiastische Menschen, ein großes Sinfonieorchester und fünf Solisten von Rang brachten uns eine Aufführung von dem hier so gut wie unbekannten Oratorium Händels 'Israel in Ägypten'. Um das Außergewöhnliche dieser Vorstellung zu ermessen, muss man wissen, daß  das eindrucksvolle Ensemble aus der deutschen Provinzstadt Detmold kommt, einem Ort von 23000 Einwohnern. Und dieses erstrangige Ensemble gab drei Konzerte in unserem Land mit drei verschiedenen Oratorien in einer Woche. Das ist geradezu unglaublich!" (Handelsblad, Antwerpen, 28.10.1951)

"Dieses Ensemble besitzt jene Musikalität, die nicht von der Menge der Sänger, auch nicht der Instrumente abhängt, sondern nur vom Menschen allein, aus Willenskraft und Glaube geboren. geboren. Ich kenne kaum Chöre, die so homogen im Timbre sind, so geschmeidig in den Nuancen, so sicher und nervig im Einsatz. Die Schönheit der Chöre strahlte einen erregenden Glanz aus in einer wunderbar einfachen Interpretation." (Le Peuple, Brüssel, 04.11.1952)

Negative Bewertungen finden sich lediglich in den vier dokumentierten Kritiken aus den Niederlanden. Bemängelt hier der eine Autor, dass der Dirigent Thomas in Händels "Messias" "fast alle Tempi zu langsam" gewählt habe, moniert der andere "ein zu gehetztes Tempo"; die Interpretation sei oberflächlich gewesen und man glaube nicht, "daß Kurt Thomas der Mann ist, der die Möglichkeiten in sich trägt, in höhere Regionen vorzudringen". Selbst dem in Paris und Belgien stets hochgelobten Solistenensemble werden allerlei Schwächen bescheinigt. Auch die Werkauswahl findet keine Gnade: "Warum man im übrigen den 'Messias' gewählt hatte, ist uns nicht recht klar – ebenso nicht, daß man es [!] nicht in der Originalsprache sang." Womöglich wirkt sich hier die (aufgrund der Geschichte durchaus nachvollziehbare) besonders negative Haltung der Niederländer gegenüber Deutschen aus, die auch dafür verantwortlich sein dürfte, dass der Saal des Amsterdamer Concertgebouw, in dem die Aufführung stattfand, nur schwach besetzt war, wie die Zeitung "De Telegraaf" berichtet.



Dresdenreise 1955

1955 unternimmt der Chor eine Konzertreise nach Dresden und führt im Schlosspark Pillnitz zwei Oratorien von Georg Friedrich Händel auf: »Salomo« und »Israel in Ägypten«. Die Chormitglieder besuchen dort auch andere Konzerte, wie das in den Akten aufbewahrte Programmheft – samt Eintrittskarte – beweist.