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© Stadtarchiv Detmold

Der Weg zur Gründung

Als Franz Ley im Sommer 1945 erstmals mit Bürgermeister Moes über seine Hochschulidee spricht, hat dieser kurz vorher von Münch-Hollands Plänen für eine Streicherakademie erfahren. Es ist daher zu anzunehmen, dass Ley, Maler und Münch-Holland durch den Bürgermeister zusammengeführt wurden. Allerdings wendet sich Ley auch persönlich an Wilhelm Maler und lud ihn zu Vorgesprächen ein.

Am 15.11.1945 sendet Moes eine "Denkschrift zur Errichtung einer Musikakademie in Detmold" an den Landespräsidenten des damals selbständigen Landes Lippe, Heinrich Drake, und fügt dieser Stellungnahmen von Maler und Münch-Holland bei. Drake verwendet sich wiederum beim Oberpräsidenten der damaligen Provinz Westfalen, Rudolf Amelunxen, für die Idee. Es bedarf einer weiteren Denkschrift und diverser Besprechungen – vor allem auch mit den britischen Militärbehörden –, bis die Lippische Landesregierung Ende Februar 1946 offiziell bei der in Bünde angesiedelten Education Branch den offiziellen Antrag zur Errichtung der Akademie stellt. Am 1. März 1946 wird Maler offiziell von der Regierung des Landes Lippe beauftragt, die Akademie aufzubauen.

Die Einwilligung der britischen Behörden bleibt jedoch zunächst aus. Erst auf erneute Nachfrage wird am 29. März mündlich eine einstweilige Genehmigung ausgesprochen, jedoch am 6. April widerrufen. Nach erneuten Verhandlungen – nicht zuletzt mit den Verantwortlichen der Hochschule für Musik Köln, die das Detmolder Projekt misstrauisch beäugen – kommt am 29. Juli 1946 die Lizenz zur Gründung. Am 1. September 1946 genehmigt Amelunxen die erste Satzung der Akademie. Der Lehrbetrieb wird am 1. Oktober 1946 aufgenommen. Erst im neuen Jahr, am 26. Januar 1947, findet die offizielle Eröffnungsfeier statt.


Franz Ley: Wegbereiter und Helfer

Ohne die vielfältigen Aktivitäten Franz Leys hätte die Musikakademie kaum nach so kurzer Vorbereitungszeit ihren Lehrbetrieb aufnehmen können. Die erhaltenen Akten aus den Gründungsjahren dokumentieren den unermüdlichen Einsatz des Bad Oeynhauser Rechtsanwalt, der – anders als seine Mitstreiter – keinerlei persönliche Interessen mit der Akademie verfolgt. Ley agiert ehrenamtlich, geleitet anscheinend einzig von dem Wunsch, nach der überstandenen Nazi-Barbarei das kulturelle Leben seines Landes wieder aufzubauen. Ley arbeitet die Satzung der Akademie aus und führt zahlreiche Gespräche mit Beteiligten und Experten. Nicht zu unterschätzen ist auch sein Beitrag bei den Verhandlungen mit den Militärbehörden, bei denen er immer wieder vorstellig wird: Als ehemaliger NS-Verfolgter findet Ley dort eher Gehör als etwa das ehemalige Parteimitglied Wilhelm Maler. Weiterhin nutzt Ley seine persönlichen Kontakte, um Lehrkräfte für die Hochschule zu gewinnen: Der Pianist Conrad Hansen, der Sänger Fred Husler und der Akustiker Erich Thienhaus, Aushängeschilder der Akademie in ihren frühen Jahren, kommen aus dem Umfeld Leys. Und nicht zuletzt kümmert sich Ley immer wieder um Alltagsdinge: von der Ausstattung der Akademie mit Instrumenten und Büromöbeln über Geschirr und Betten fürs abgeschlossene Internat bis hin zu Automobil samt Papieren und Benzinschein für Conrad Hansen – immer wieder ist es Ley, der anscheinend ausgezeichnete Kontakte zu Firmen und Institutionen der Region hat und helfen kann.


Wohnungsnot nach dem Zweiten Weltkrieg

Obwohl Detmold im Zweiten Weltkrieg kaum zerstört ist, herrscht dennoch eine Not, vor allem an Lebensmitteln und Wohnraum für die Geflüchteten aus den ehemaligen Ostgebieten sowie Ausgebombte aus Großstädten. Aus diesem Grund ist es nachvollziehbar, dass der Vorschlag einer Musikakademie, die ebenfalls große Räumlichkeiten und Geld benötigt, zunächst abgelehnt wird.


Der richtige Ort

Im Kreis der zunächst anvisierten Orte für die Musikakademie befindet sich der Fliegerhorst, das Schloss und das Palais. Doch der Fliegerhorst kann in absehbarer Zeit nicht geräumt werden und das Schloss wird ebenfalls schon anderweitig verwendet. Weitere Bemühungen um die Tiergarten-Kaserne, das Schützenhaus, die Sanitätsschule, die Werre-Kaserne und das Standortlazarett haben ebenso wenig Erfolg oder erweisen sich bei genauerer Betrachtung als ungeeignet. Schließlich wird das Palais in der Neustadt zum Ort der neuen Akademie bestimmt. Dieses Gebäude wird jedoch zu dieser Zeit auch vom Lippischen Landesmuseum genutzt. Aus diesem Grund steht der Musikakademie zunächst nur ein Flügel des Gebäudes zur Verfügung, bis im Jahr 1954 der restliche Teil übernommen werden kann.


Die Bezeichnung Musikakademie und das Verhältnis zur Musikhochschule in Köln

Zu klären war das Verhältnis zur Musikhochschule in Köln, der bislang einzigen staatlichen Hochschule für Musik im Gebiet der britischen Besatzungszone.
Die bereits 1850 gegründete Einrichtung besitzt bereits seit 1925 den Status einer staatlichen Hochschule. Obwohl Köln im Krieg stark zerstört wurde – ein Schicksal, das Detmold erspart blieb –, wird der Weiterbetrieb der dortigen Hochschule bereits im Frühjahr 1946 von den Miitärbehörden genehmigt. Mit der Bezeichnung "Akademie" soll der Anschein vermieden werden, dass Detmold als direkte Konkurrenz zur Kölner Hochschule wahrgenommen wird. Strittig ist in dem Zusammenhang auch, ob die Lehrenden einen Professorentitel tragen dürfen.  Am 1. August 1946 verfasst Wilhelm Maler einen Brief an die Education Branch der Briten, in dem er darlegt, dass er den Direktor der Kölner Hochschule rechtzeitig informiert habe (April 1946) und dieser dem Unterfangen zustimme. Aufgrund dieser Tatsache stimmt die englische Besatzung am 15. August 1946 (1. August 1946*) zu und die "Nordwestdeutsche Musik-Akademie" konnte gegründet werden.