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Prof. Dr. Werner Czesla wird 1973 als Professor für Theoretische Akustik und Elektrizitätslehre Leiter des Instituts. Unter ihm werden wichtige Veränderungen in Angriff genommen, die die Grundlagen für ein späteres achtsemestriges Studium bilden. (Foto © Privat)

Das Jahr 1994

Nachdem das Land NRW das Hochschulrahmengesetz verabschiedet hatte, das den Hochschulen hinsichtlich der Gestaltung ihrer Studiengänge ein sicheres Gerüst bietet, kommt die Nachricht 1993 über die drohende Schließung des Tonmeisterinstituts ziemlich unverhofft. Aufgrund der allgemeinen schlechten Haushaltslage wird im Ministerium für Wissenschaft und Forschung über eine Zusammenlegung der beiden Tonmeisterinstitute von Düsseldorf und Detmold nachgedacht. Da der gesamte Medienbereich auf den Raum Köln-Düsseldorf konzentriert werden soll, ist klar, dass dem Detmolder Tonmeisterinstitut die Schließung droht.

In einer schier unglaublichen Mobilisierungsaktion, die von Tonmeisterstudierenden und Dozierenden dieser Hochschule gleichermaßen getragen werden, verschickt die Hochschule Hilferufe an Persönlichkeiten und Institutionen aus dem engeren und weiteren Umfeld der Tonmeisterbranche. Darauf reagieren Dirigenten, Regisseure und Dozenten aus dem  In- und Ausland. Einige Personen bzw. Verbände wie der VDT wenden sich direkt in dieser Angelegenheit an das Ministerium in Düsseldorf. Selbst unsere Politiker vor Ort und die Stadt Detmold, vertreten durch den Bürgermeister, setzen sich beim Ministerium vehement für den Erhalt des Detmolder Tonmeisterinstituts ein.

Dies führt dazu, dass sich der Rat der Stadt Detmold einstimmig für den Erhalt des Tonmeisterinstituts in Detmold ausspricht: „Der Rat der Stadt Detmold hat sich in seiner Sitzung am 24.02.1994 mit der Situation des Tonmeisterinstituts „Erich Thienhaus-Institut“ an der Hochschule für Musik Detmold befaßt. Anlaß für die Behandlung dieser Thematik waren die sich verstärkenden Befürchtungen, daß das diesige Tonmeisterinstitut der Musikhochschule zugunsten einer Angliederung bei der Toningenieurausbildung in Düsseldorf geschlossen werden könnte. Der Rat der Stadt Detmold hat sich einstimmig für den Erhalt des Tonmeisterinstituts in Detmold ausgesprochen. Das „Erich Thienhaus-Institut“ ist ein Stützpunkt der hiesigen Hochschule für Musik und hat mit dazu beigetragen, den international ausgezeichneten Ruf der Hochschule zu festigen. Gerade durch die hier praktizierte Verbindung zwischen künstlerischer und technischer Ausbildung gilt das Institut als Modell für andere Einrichtungen, ja als Maßstab für internationale Institute. Völlig unverständlich sind daher die vorhandenen Überlegungen, die Ausbildung in Detmold einzustellen.“

Die Hilferufe sind nicht umsonst. Das Tonmeisterinstitut, das seit 1994 den Namen seines Gründers Erich Thienhaus trägt, steht noch und ist sogar gestärkt aus dieser Affäre hervorgegangen. Denn seit dieser Zeit kann der Lehrkörper für Musikübertragung erweitert werden, und auch der U-Musik-Bereich kann in die Ausbildung nun als obligatorischer Bestandteil integriert werden. Ferner werden die seit Jahren beantragten Gelder für die gerätemäßige Erneuerung im E-Musik- und U-Musik-Bereich und für die räumliche Erweiterung vor zwei Jahren bewilligt, so dass das Tonmeisterinstitut nun mit dem neuesten Aufnahmeequipment ausgerüstet wird und eine räumliche Erweiterung erhält.


Der damalige Institutsleiter Prof. Dr. Werner Czesla ist zu dieser Zeit in enger Abstimmung mit der damaligen Hochschulleitung in das Geschehen involviert. In unserem Audio-Podcast schildert er seine Erfahrungen:


Die folgende Materialsammlung dokumentiert die Diskussion: In folgendem Brief richtet der damalige Rektor Prof. Martin Christoph Redel einen Hilferuf an Wolfram Gerber, den damaligen Tonmeister des Hessischen Rundfunks. 

Weitere Korrespondenzen:

Brief Czesla an Günther Breest
Brief AStA und Stellungnahme an die damalige Wissenschaftsministerin Anke Brunn


Hochkarätige Persönlichkeiten reagieren auf den Hilferuf der Hochschule und verfassen hierzu ihre Stellungnahmen:

Brief Marek Janowski an Redel
Brief Boulez


Nach der Nachricht aus dem Ministerium, von dem Vorhaben abzusehen, ist die Stimmungslage aus der Presse deutlich abzulesen: