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Zeichnung aus Broschüre "Haus Sauerländer" (1983) © Lebenshilfe Detmold e.V.

Haus Sauerländer

Das Haus Sauerländer ist eine privat geführte Fremdenpension im Detmolder Vorort Hiddesen, die sich im Besitz der Familie Müngersdorf befindet. Hier werden seit 1945 Streicherkurse von Hans Münch-Holland und Hermann Zitzmann durchgeführt. Nach der Gründung der Nordwestdeutschen Musikakademie dient das Haus als Lehr- und Konzertgebäude wie auch als Wohnstätte für Lehrende sowie als eine Art Mensa für Studierende. Auch das Tonmeisterinstitut war eine Zeitlang im Haus Sauerländer untergebracht.

Aus dem Alltag im Haus Sauerländer erzählt das Tagebuch von Auguste Müngersdorf (1913-1947), in dem sie die letzten Kriegsjahre und die Gründungsphase der Musikakademie beschreibt. Die persönliche Verbundenheit zu einer der Gründungspersönlichkeiten, Hans Münch-Holland, ergab sich durch die Heirat ihrer Tochter Irmgard mit dem Cellisten. Irmgard Münch-Holland hat die Tagebucheintragungen ihrer Mutter im Jahr 1969 zusammengefasst.

Am 14. März 1946 schreibt Auguste Sauerländer:

"Die Ereignisse überstürzen sich. Neben den Aufregungen, die durch die Affäre [gemeint ist eine Pistolette, die sich im Umfeld des Hauses zugetragen hatte] die Gemüter in Atem halten, geht die Angelegenheit von der neu zu gründenden Musikakademie, durch die unser Haus in engste Mitleidenschaft gezogen wird, einher. -Eine wahre Invasion von Herren stellte sich bei uns ein. Allem Anschein nach scheint die Sache sich zu realisieren. Willi Maler ist bereits als Leiter anerkannt. Grosse Schwierigkeiten bereitet die Wohnungsbeschaffung für die Lehrkräfte, für das Internat und das Schulgebäude. In unser Haus soll ein akustisches Institut kommen und 3 Lehrkräfte mit Familie."

Wie familiär und bürgerlich geprägt diese Zeit im Haus Sauerländer ist, zeigt auch der folgende Eintrag vom 24. März 1946:

"Unser Leben ist weiterhin sehr unruhig. Dauernd kommen Künstler, welche an der neuen Musikschule angestellt werden möchten. Viele Engländer gehen bei Hans Münch-H., Maler und Krüger ein und aus. An Irms' Geburtstag am 18. Februar sprach Prof. Adriani sehr schön und zeigte Originalbilder. Hans Krüger las Rilke.-"


Als "Fremdenperson ersten Ranges" öffnete Haus Sauerländer am 2. Juni 1913 seine Pforten. Nach beinahe 70 Jahren und einer bewegten Geschichte, die von zwei Weltkriegen überschattet wurde, öffnete sich die gleiche Haustüre für behinderte Menschen, die in diesem Hause eine Heimat finden sollten. Nicht nur Mitglieder des lippischen Fürstenhauses, sondern auch die Zarentochter "Anastasia" hatten in der Vergangenheit unter dem Dach von Haus Sauerländer gewohnt. Nach dem zweiten Weltkrieg war das Haus dann Keimzelle der Detmolder Musikakademie. Als der Fremdenverkehr in Hiddesen nicht mehr über das Jahr die vorhandenen Betten füllen konnte, zogen Berliner Ferienkinder ein. Die bewegte Geschichte des Hauses Sauerländer fand vorerst ihren Abschluss als die Lebenshilfe Detmold im im Juni 1982 das leerstehende Objekt erwarb, um dringend benötigte Wohnungsplätze für behinderte Frauen und Männer aus der Werkstatt für Behinderte in Detmold zu schaffen. Nach fast einjähriger Umbauzeit, in der noch versucht wurde, die ursprüngliche Architektur des Hauses unter Berücksichtigung noderner Wohnvorstellungen wieder herzustellen, erhielt das Haus seinen alten Namen zurück