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@ Stadtarchiv Detmold

"Die Villa" (Gartenstraße 20)

Des Fürsten neue Straße

Fürst Leopold III. zur Lippe hat im Jahr 1851 die Regentschaft übernommen und bewohnt das in den Jahren 1847 bis 1854 umfassend umgebaute und komplett neu eingerichtete Neue Palais am Ende der Neustadt. Rund um das Palais sieht es aber nicht überall fürstlich aus. Im Quartier zwischen Neustadt und Hornscher Straße liegen die privaten Gärten Detmolder Bürgerfamilien.

Um das Umfeld "passender" zu gestalten, regt Leopold III. den Bau einer Straße entlang der Palaisgartenmauer an, der nach längerer Diskussion hakenförmig auf die Hornsche Straße zulaufen soll. Die Pläne werden 1862 genehmigt. Die ersten Häuser werden schon vor der endgültigen Fertigstellung der Straße errichtet. Die Straße wird in schneller Folge bebaut.

Die Gartenstraße ist von Beginn an als Standort für aufwändige Villenbauten vorgesehen. Der Ort in der Nähe zum fürstlichen Wohnpalais lockt gut situierte Kundschaft an, die sich das Wohnen in komfortablen und modernen Villen leisten kann. Unter den ersten Bewohnern befinden sich alteingesessene Beamtenfamilien, wohlhabende Kaufleute und Unternehmen sowie begüterte Pensionäre. Die Gebäude werden an vermögende Familien verkauft, die sich dazu entscheiden, der unruhigen Altstadt den Rücken zu kehren und in die modernen Viertel der Altstadt zu ziehen. Beim Bau der Gebäude orientiert man sich an den Stilen bereits vergangener Epochen. Dabei wird viel Wert auf Repräsentation gelegt.

Die Villa Gartenstraße 20 wird um 1864 in neugotischem Stil nach einem Entwurf des Architekten Ferdinand Merckel errichtet. Mit ihrer markaten Ecklage, der üppig gestalteten Fassade zur Gartenstraße und dem auffallenden Turm erweckt es fast den Eindruck einer Burg. Die Villa ist von Merckel als Wohnsitz für seine Tochter Antonie sowie deren Mann, den Kaufmann Oskar Ruelberg, gebaut worden. Doch nicht nur das Äußere ist es, auf das die Bewohner der Gebäude in der Gartenstraße Wert legen. Auch das Innere soll den Geschmack, den Reichtum, die Position in der Detmolder Gesellschaft sowie die Kultiviertheit der Eigentümer widerspiegeln.

Nachdem Oskar Ruelberg im Jahre 1887 verstorben war, lebt seine Witwe bis 1901 in der Gartenstr. 20. Sie lässt eine Veranda an der Villa anbauen. Nach Antonie Ruelbergs Tod wird das Haus an den Stabsarzt a. D. Dr. Herrmann Vüllers verkauft, der dort mit seiner Frau Hedwig sowie zeitweise mit seinen zwei Söhnen und seiner Tochter lebt. Familie Vüllers führt einen großbürgerlichen Haushalt und die Wohnräume sind entsprechend ausgestattet. Natürlich gehört dazu auch ein großer Flügel. Das Haus bleibt 1995 im Besitz der Familie, bis es 1995 von der Hochschule für Musik Detmold übernommen wird, um hier das Musikwissenschaftliche Seminar einzurichten.